Mal eine größere Tour …

11 Tage will ich unterwegs sein.

Das ist nach langen Jahren ungewohnt. Bei der Gelegenheit werde ich nicht nur mein Setup testen (was brauche ich nicht, was habe ich vergessen), sondern auch versuchen, nur mit dem Android-(Ace-)Pad meine Mails zu beantworten und hier ins Blog zu schreiben. Sozusagen erste Stolperschritte als digitaler Nomade.


Ich starte am am heutigen Mittwoch erst relativ spät, hab ja keinen Stress und komm irgendwie nicht in die Pötte.


Mit der Calimoto-App habe ich mir eine Tour geplant: Bis Montabaur auf der Autobahn Kilometer machen und dann schöne Strecke durch den Taunus bis Wiesbaden. Dann schnellste Route zu meinem alten Kollegen Fernando, den ich noch aus Hamburger Zeiten in den 1980ern kenne und dann übernachten in Neckargemünd.
Der Plan geht fast auf. Aber in Wiesbaden sehe ich einen Pizza-Hut, es ist mittlerweile fast 15:30 und ich habe außer einem kleinen Frühstück nichts gegessen, dafür aber lange Stunden in Gluthitze im Sattel verbracht.

Also Pause. Ich sehe, dass mein Zeitplan etwas aus dem Ruder läuft, suche per Handy eine günstige Unterkunft, die nicht ganz so weit weg ist und werde in Leimen fündig.
Über booking.com ergattere ich ein Zimmer für etwas über 50 € die Nacht inklusive Frühstück im Parkhotel – wer will da meckern.
Mit Fernando, der im Odenwald wohnt, verquatsche ich mich natürlich, aber in einer Mail, die ich vom Hotel bekommen habe steht, dass der Schlüssel in einem Schlüsselsafe liegt, der Code ist auch dabei – also habe ich keinen Stress.

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Beim Parkhotel ist in dem ohnehin schon günstigen Preis ein gutes Frühstück inbegriffen. Gut gestärkt muss man auch sein, denn die Temperaturen klettern schnell und bis ich das Motorrad gepackt habe bin ich eigentlich reif für ein zweites Frühstück …
😁

Nach einiger Zeit mache ich bei über 30° Pause und gönne mir ein Eis.
Ich streife den Schwarzwald und fahre über die Schwäbische Alb. Es gibt keine krassen Kehren aber viele gut ausgebaute Straßen mit schnellen Kurven durch wunderschöne Landschaft.

Schon zuhause bin ich mit der camping-app.eu auf den Campingplatz „Wagenburg“ gestoßen. Deren Website war mir so sympathisch, dass ich mich für heute Abend dort eingebucht habe.
Der wirklich schöne Platz liegt direkt an der Donau, ein Bach, der von einer Quelle nur wenige Meter vom Platz entfernt gespeist wird, murmelt unter der Holzbrücke hindurch, die zur Rezeption führt.
Dort kann man beim supersympathischen Platzbetreiber allerlei Getränke, Chips und andere Kleinigkeiten kaufen, vor allem aber macht der Chef einen richtig guten Kaffee aus der Siebträgermaschine!

Für’s Campinggefühl hole ich den kleinen Gaskocher und das Kochgeschirr heraus: Es gibt Paprikahähnchen von Expresmenu, von denen wollte ich schon immer mal ein Fertiggericht probieren.
Wider Erwarten ist das richtig lecker …

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Nach dem Frühstück mit Cappuccino aus der Siebträgermaschine vom Chef geht es vom oberen Donautal aus kurvig weiter über die Schwäbische Alb und durch’s Allgäu.

Ich möchte die netten Leute von Moko, von denen ich meine Koffer, den Auspuff und den Werkzeugkasten für meine V85 TT gekauft habe, in Huglfing überraschen – aber leider haben die Betriebsferien.
Gott sei Dank ist der Weg mein Ziel.

Der Plan war, auf einem Campingplatz am Chiemsee zu übernachten, leider ist der aber ausgebucht.
Stattdessen lande ich schließlich beim luxeriösen Campingplatz „Kaiser Camping“ in Bad Feilnbach und bin total angenehm überrascht: Der Platz ist zwar riesig, aber alles ist super organisiert und man hat jede Menge Platz und durch viele Hecken auch Privatsphäre.

Ich komme mit meinem freundlichen Zeltnachbarn ins Gespräch und wir gehen zusammen im Restaurant auf dem Platz essen: Die Bedienung ist nett und lustig, das Essen gut, die Preise angemessen.
Natürlich sind auch die Sanitäreinrichtungen tip-top und duschen kann man ohne die üblichen Duschmarken soviel man möchte.
Für diesen tollen Platz ist der Preis von 22 € wirklich ok.

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Weiter geht’s – mal ohne Frühstück.
Mein heutiges Ziel liegt schon in Österreich im Nationalpark „Gesäuse“.
Das ist nur einen Katzensprung entfernt von Kalwang, meinem nächsten Ziel. Denn dort möchte ich morgen nicht so spät ankommen.

Am frühen Nachmittag mache ich hinter Salzburg Pause und esse landestypisch – Kebap …
😀
Optisch macht die Imbissbude nicht viel her, aber der Döner ist sehr lecker!

Auf gut Glück fahre ich, ohne eine Reservierung zu haben, bis zum „Campingplatz Forstgarten“ und werde freundlich aufgenommen.

Als ich mit Zeltaufbau und duschen fertig bin ist die Rezeption schon geschlossen. Aber die nette Frau vom Empfang schließt nochmal auf und ich bekomme noch Brötchen und Hirschwurst, für die Getränke gibt es einen Automaten.
Man findet eine Gemeinschaftsküche, in der man sich sogar Kochgeschirr ausleihen kann, es gibt einen Aufenthaltsraum und natürlich ein hochmodernes Sanitärgebäude.

Der Platz ist relativ voll, es ist Wochenende und viele Familien sind mit kleinen Kindern da. Aber auch Wanderer, Kletterer – eine wirklich illustre Mischung.
Weil es keine Lichtverschmutzung gibt, sind auch einige Astronomen da. Ich selbst verpasse den tollen Sternenhimmel, weil ich ausnahmsweise mal durchschlafe …

Es ist ein Platz, auf dem ich mir, im Gegensatz zu anderen Campingplätzen, mal richtig alt vorkomme, weil sich so viele junge Menschen dort tummeln.

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Nach der morgendlichen Körperpflege schnappe ich mir meine Kamera und gehe eine Runde über den Platz und zum Fluss Enns.
Dann mache ich wieder schnellen Zeltabbau und bekomme tatsächlich alles wieder in Koffer, Gepäckrolle und den Tankrucksack verstaut.
Ich habe den Eindruck, das Gepäck wird immer größer …

Es sind nur gut 50 Kilometer bis Kalwang.
Unterwegs geht es auf der Bundesstraße 155 hoch hinaus und ich habe einen Blick auf den Eisenerztagebau.
In Kalwang treffe ich dann am frühen Nachmittag ein.
Meine Nachbarn aus Köln verbringen hier den größten Teil ihrer Zeit, denn Nachbar Alfred wurde hier geboren.

Im zweiten Anlauf und nach einem Telefonat mit Flory, Alfreds Frau, finde ich das wunderbare Zuhause der beiden: Ein altes Waldarbeiterhaus, das wie verzaubert am Teichenbach mitten in einem bewaldeten engen Tal liegt …

Flory veranstaltet heute einen Flohmarkt und ganz Kalwang scheint sich hier zu treffen.
Ich werde sofort herzlich aufgenommen, habe fast das Gefühl selbst hier zu wohnen. Selten habe ich so viele nette Menschen auf einmal kennengelernt.

Meine Nachbarin, die gleichzeitig auch meine Vermieterin und eine Freundin ist, ist mit ihrem Freund Jörg auch hier und wohnt in der Gästewohnung im Erdgeschoss.

Im Laufe des Nachmittags bleibt schließlich nur noch der „harte Kern“ weiter im Garten von Flory und Alfred. Es wird viel getrunken und erzählt und ein langer, lustiger Abend.

Meine Gastgeber sind so zauberhaft, die Gegend so schön – da freut es mich besonders, dass ich eingeladen werde noch einen weiteren Tag an diesem wunderbaren Ort zu verbringen.

Mein Zelt durfte ich hinter dem Haus direkt am Bach aufbauen. Beim beruhigenden Rauschen des Wassers schlafe ich denn auch schnell ein.
Ok – das kann auch etwas mit dem guten lokalen Bier zu tun haben …
🙂

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Morgens werde ich durch einen Höllenlärm geweckt, den ich zuerst nicht zuordnen kann. Es sind Holzlaster, die an meinem Zelt vorbeibrettern (kleines Wochtspiel 🙂 ).
Das ist natürlich nicht der Normalzustand im sonst so ruhigen Tal, aber der Sturm hat viele Bäume umgelegt und die müssen nun zügig abtransportiert werden.

Nach einem sehr guten Frühstück gehen wir entspannt das Aufräumen an und ich fahre mit Alfred ein paar Sachen in sein Lager im Ort.
Dann schwingt sich der begnadete Koch an den Herd und zerlegt gekonnt die Hendl, die er in der Nachbarschaft bei Züchterinnen, die lustigerweise „Kapaun“ heißen, gekauft hat. Hier bekommt man alles frisch und garantiert „ohne Zusatzstoffe“.
Das Paprikahähnchen am Abend ist dann auch dementsprechend superlecker!


Ich bin früh wach und packe schon mal mein Zelt zusammen, bevor ich mich in der Gästewohnung, in der Johanna und Jörg wohnen, frisch machen darf.

Nachbarn haben gestern noch Steinpilze vorbeigebracht, so dass das Frühstück wieder recht opulent ausfällt.

Ich packe in aller Ruhe meine Sachen auf die Guzzi, und nach einem herzlichen Abschied geht es dann gen Norden.
Als Ziel habe ich Waldkirchen eingegeben, dann habe ich es morgen nicht mehr so weit zum Treffpunkt mit Bob, mit dem ich dann zusammen nach Rudolstadt zum Moto Guzzi-Treffen „Thüringen Tour“ fahren werde.
Ich fahre durch kitschige Postkartenlandschaft und überquere die Donau bei Obermühl mit der klitzekleinen Fähre. Ein schönes Erlebnis.


In Waldkirchen fülle ich an einem Geldautomaten erst mal das Portemonnaie wieder auf und gucke in der Camping-App, was es in der Nähe an schönen Plätzen gibt.
In 15 Kilometern Entfernung liegt der Ferienhof Schiermeier, also kurzer Anruf: „Haben Sie Platz für ein Zelt, ein Motorrad und einen Mann?“ Kein Problem.

Mein Zelt steht allein auf der Wiese beim Apfelbaum, ansonsten sind nur noch wenige Wohnwagen auf einem befestigten Platz, es gibt ein großes Gebäude, das Gruppenhaus, in dem die Duschen und Toiletten und im ersten Stock die Zimmer sind. Man kann Ferienwohnungen mieten, es gibt ein Ziegengehege, einen Badesee und reiten kann man auch gleich nebenan.

Ich fahre zum Essen (trockenes Schnitzel im Gasthaus Edlfurtner) ins nahegelegene Thyrnau, nehme mir noch zwei Flaschen Bier mit und sitze später in meinem kleinen Campingstuhl vorm Zelt und genieße den schönen Ausblick ins Tal.

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Tatsächlich bin ich so früh wach, dass ich den Sonnenaufgang über dem Tal erlebe.
Im Schlafanzug sitze ich also im Campingstuhl vorm Zelt, frühstücke einen Müsliriegel und blicke über das Tal das im Morgennebel liegt.
Herrlich!

Ich mache mich schon relativ früh auf nach Pottenstein, wo ich mich mit Bob treffen will, um mit ihm zusammen nach Thüringen zu fahren.

Aber das ist schon eine andere Geschichte
🙂


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Ich habe festgestellt, dass es ist nicht so einfach ist, von unterwegs zu berichten.
Immerhin habe ich es geschafft, Fotos von meiner Canon, der DJI Mini und dem Handy auf das Pad zu bekommen, aber das Ganze ist doch recht zeitaufwändig.
Wenn man abends kaputt ist oder mit Freunden zusammensitzt, bleibt kaum Zeit ein Blog zu führen.
Natürlich fehlen mir auch noch Apps, um effektiv arbeiten zu können, aber das werde ich jetzt in Ruhe hier zuhause ausprobieren, damit das nächstes Mal besser klappt.
Hut ab vor den „Influencern“, die sogar richtig tolle Videos von ihren Reisen abliefern!



6 Antworten zu “Mal eine größere Tour …”

  1. bravo frank !
    go on riding and writing .
    Axel.

  2. Hartmut Monska sagt:

    Da bist DU ja wirklich weit gereist. Sehr schön
    Ich mußte beim Studieren der Reiseeindrücke
    an meinen Vater denken. Der fuhr auch in
    jungen Jahren mit seinem eigenen Motorrad drch
    Österreich. Ich glaube sogar bis Prag und dann
    zurück in seine Heimat.
    Es hat Spaß gemacht, deine Reiseeindrücke zu
    lesen Hartmut

  3. Dieter Heeg sagt:

    Moin Frank,
    Mir gefällt dein Reisebericht ausgezeichnet, das Beste daran sind diese Eindrücke welche von deinen Fotos so überaus plastisch rüber gebracht werden! Dieses „verwunschene“ Haus am Bach…mit dieser wahnsinnig, voller Details steckenden Küche… Da fragt sich der geneigte Leser was daraus wird wenn Flory und Alfred dort nicht mehr hinfahren ( können )? Beim betrachten deiner Kartenausschnitte stellte ich fest das mir die Reisestrecke zu einem großen Teil bekannt ist, Bruckmühl unterhalb des Chiemsee, der Sims See, Miesbach und im weiteren Verlauf Kapfenberg in Österreich – eine Partnerstadt von Frechen. So klein ist die Welt! In dieser Gegend fuhr auch ich im Laufe meiner Guzzi Karriere das eine oder andere Mal, lang vergessene Erinnerungen werden aus den Weiten des Gedächtnis‘ empor gespült… Eines löst deine Tour bei mir mit Gewissheit aus…eine Reise durch den Süden unserer Heimat ist angebracht – es muss nicht immer Italien sein, der Comer See hat seine Reize auch im Frühjahr, ebenso der Idro oder Iseo See. Auf jeden Fall gehe ich in mich und studiere diverse Karten, mal sehen was die bewirken.

    Liebe Grüße
    Dieter

  4. Moko-Team sagt:

    Wie immer ein super schöner Bericht mit tollen Bildern! 🙂

  5. Dieter Heeg sagt:

    Moin Frank,
    immer wieder schön deine Reiseberichte zu lesen, verfasst in deiner unnachahmlichen Weise! Auf die Fortsetzung deines inspirierenden Reisebericht freue ich mich schon sehr, zumal ich einige Tage mit dir gemeinsam in Rolscht verbringen durfte.
    Bis dann, alles Gute, Dieter

  6. Maike Hempel sagt:

    Sehr schön geschrieben. Man ist wie mit dabei. Klasse!

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